„Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind.“
Warum es in Familien so oft knirscht – und wie Verständnis trotzdem möglich wird
✨ Ein persönlicher Impuls
Es gibt Sätze, die verändern den Blick auf alles. Für mich ist einer dieser Sätze:
„Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern wie wir sind.“
Er erinnert mich immer wieder daran, wie sehr unsere Wahrnehmung geprägt ist – durch Erfahrungen, Erziehung, Glaubenssätze, Verletzungen und Beziehungen.
In der systemischen Arbeit spricht man hier vom Konstruktivismus – also von der Idee, dass jeder Mensch sich seine eigene Sicht auf die Welt konstruiert.
👓 Jeder hat seine eigene Brille auf
Jede:r von uns schaut mit einer ganz eigenen „inneren Brille“ auf die Welt.
Diese Brille ist gefärbt von:
- der eigenen Kindheit
- positiven und negativen Erfahrungen
- Erwartungen an sich selbst und andere
- emotionalen Prägungen
- kulturellem Hintergrund
Deshalb erleben zwei Menschen dieselbe Situation – und bewerten sie völlig unterschiedlich.
In einer Familie, in der viele Personen mit verschiedenen Perspektiven eng zusammenleben, ist das eine tägliche Herausforderung.
🏡 Familienalltag = viele Wahrheiten auf engem Raum
Ein paar Beispiele, die dir vielleicht bekannt vorkommen:
- „Ich wollte dir doch nur helfen!“
– „Ich habe mich überfahren gefühlt.“ - „Du schreist doch ständig!“
– „Ich versuche nur, mich verständlich zu machen.“ - „Ich fühle mich nie gesehen.“
– „Aber ich tue doch alles für euch!“
Keiner davon lügt. Niemand übertreibt.
Alle erleben die gleiche Situation – aber unterschiedlich.
Und das ist kein Problem, sondern ein Hinweis: Es gibt mehrere Realitäten, die gleichzeitig wahr sein können.nlegen.

🧭 Warum das Wissen darüber so wertvoll ist
Wenn wir anfangen zu begreifen, dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit hat, verändern sich Gespräche. Konflikte werden nicht mehr zu Machtkämpfen, sondern zu Möglichkeiten, einander besser kennenzulernen.
Das bedeutet:
- Wir fragen nach, anstatt sofort zu bewerten
- Wir hören zu, ohne gleich in Verteidigung zu gehen
- Wir akzeptieren, dass es mehrere Wirklichkeiten geben darf
Diese Haltung ist nicht immer leicht – vor allem dann nicht, wenn Emotionen hochkochen. Aber sie ist lernbar. Und sie schafft langfristig Verbindung, Respekt und Kooperation.
👨👩👧 Was heißt das konkret für Familien?
In vielen Familiensystemen entstehen Spannungen nicht durch objektiv „große“ Probleme, sondern weil sich Menschen nicht verstanden fühlen.
Nicht gesehen. Nicht gehört. Nicht gemeint.
Ein typischer Satz in Gesprächen mit Eltern ist:
„Aber ich wollte doch nur helfen!“
Und das Kind antwortet:
„Ich wollte aber nicht, dass du dich einmischst.“
Beide Seiten haben ihre Gründe. Ihre Sichtweise. Ihre Wahrheit.
Wenn wir uns also fragen: Wie können wir einander wieder näherkommen?, dann ist der erste Schritt oft nicht die perfekte Lösung – sondern das offene Interesse an der Perspektive des anderen.
🛠 Drei kleine Schritte, die viel verändern können
Statt: „So war das aber nicht!“
➤ Frag: „Wie hast du das wahrgenommen?“
Statt zu verteidigen:
➤ Sag: „Ich merke, du erlebst das ganz anders – magst du erzählen?“
Statt richtig/falsch:
➤ Halte aus, dass zwei Sichtweisen nebeneinander stehen dürfen.
💬 Fazit
Wenn wir aufhören zu glauben, dass unsere eigene Sicht die einzig richtige ist, entsteht Raum. Raum für andere. Raum für Verbindung.
Dieser Perspektivwechsel ist vielleicht einer der stärksten Schritte hin zu einem achtsameren, liebevolleren Familienleben.
Denn echte Veränderung beginnt oft nicht damit, die andere Person zu verändern – sondern die eigene Haltung zu überdenken.
📞 Darf ich Sie ein Stück begleiten?
Vielleicht merken Sie gerade: Ja, das stimmt – wir reden oft aneinander vorbei. Wir wollen uns verstehen, aber es klappt einfach nicht so richtig.
Wenn Sie sich mehr gegenseitiges Verständnis, weniger Streit oder ein klareres Miteinander in Ihrer Familie wünschen, bin ich gern für Sie da.
Schreiben Sie mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch.
Ich freue mich darauf, Sie und Ihre Perspektive kennenzulernen – und mit Ihnen gemeinsam einen guten Weg zu finden.
📞 0173/59 59 434
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